Finis Pecunia! Viva Mycelia! – Ausstellung von Ken Rinaldo im Art Laboratory Berlin
Finis Pecunia! Viva Mycelia! – Ausstellung von Ken Rinaldo im Art Laboratory Berlin

Finis Pecunia! Viva Mycelia! – Ausstellung von Ken Rinaldo im Art Laboratory Berlin

Die Ausstellung Borderless Bacteria / Colonialist Cash von Ken Rinaldo (* 1958 in Queens, New York) zeigt, dass Banknoten nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch ein beliebtes Mikroben-Futter sind. Der Künstler, ein bedeutender Vertreter der Bio- und Postmedia-Art, leitet an der Ohio State University das Kunst- und Technologieprogramm, und ist darüber hinaus für seine Installationen und „lebende“ Roboterskulpturen international bekannt.

Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Ist das Hinterglasmalerei? Die neun kleinen quadratischen Bilder mit abgerundeten Ecken, die in Dreiergruppen an den Wänden hängen und in einer beleuchteten Vitrine liegen, muten auf den ersten Blick so an. Darin formen sich Kleckse und organische Muster, die wie verwitterte Blätter, Blumen, Sporen und Samen aussehen, zu abstrakten Landschaften. Ihre Farben sind getönt – Khaki, Muskat, Ocker – und wässrig. Was aber etwas ungewöhnlich wirkt, sind Banknoten, die von diesen Ornamenten in Besitz genommen werden. Sie breiten sich auf, unter und neben den Geldscheinen unterschiedlicher Währungen aus: Dollars, Euros, britische Pfunds, chinesische Yuan, vietnamesische Dong, ugandische Schillings, kirgisische Som und anderen, deren staatliche Zugehörigkeit nicht mehr identifiziert werden kann, denn sie sind mit großen, schwarzen Flecken übersät. Assoziationen mit schmutzigem Geld, Wucherei und mit Blüten drängen sich auf, doch das ist nicht der Sinn des „mikro-performativen Projekts“ unter dem Titel Borderless Bacteria / Colonialist Cash von Ken Rinaldo im Art Laboratory Berlin, wo am Beispiel der Banknoten die grenzenlose Zirkulation der Bazillen und anderen Mikroorganismen veranschaulicht wird.

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Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Ken Rinaldo klebte jeweils zwei untereinander liegende Banknoten aus verschiedenen Ländern auf mit Mikroorganismen angereichertes Agar. So enstehen in den als Bildträger fungierenden Petrischalen lebende Organismen, kleine Biotope, die sich stets verändern, wachsen, gedeihen und sprießen. Sie überwuchern die Geldscheine im Laufe der Zeit mit einem dichten Schimmelpelz, wodurch diese an vielen Stellen unkenntlich werden.

Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Mithilfe eines digitalen Mikroskops kann man beobachten, was sich in den Petrischalen abspielt. Die Ausstellung Borderless Bacteria / Colonialist Cash von Ken Rinaldo im Art Laboratory Berlin zeigt, dass Geld ein idealer Nährboden für unzählige Mikroben ist, denn jeder Mensch, der eine Banknote berührt, hinterlässt darauf Haut- und Ölrückstände. Zum anderen weist der US-amerikanische Künstler auf die Beziehungen hin, die zwischen Tauschen und Macht, Politik und Biopolitik, Ökonomie und Ökologie bestehen. Eine spannende Schau, die komplizierte globale Probleme sowie solche, die mit dem menschlichen Mikrobiom zusammenhängen, auf eine einfache, ansprechende und leicht verständliche Art und Weise veranschaulicht.

Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Ken Rinaldo, Borderless Bacteria / Colonialist Cash, Ausstellungsansicht, Art Laboratory Berlin, 2020. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Text & Fotos © Urszula Usakowska-Wolff

Ken Rinaldo: Borderless Bacteria / Colonialist Cash
26. Januar – 1. März 2020
Kuratiert von Regine Rapp & Christian de Lutz
Art Laboratory Berlin
Prinzenallee 34, 13359 Berlin-Wedding
Öffnungszeiten: Fr-So 14-18 Uhr
www.artlaboratory-berlin.org