Lyrische und drastische feministische Kunst aus Indien im Kunstmuseum Wolfsburg
Lyrische und drastische feministische Kunst aus Indien im Kunstmuseum Wolfsburg

Lyrische und drastische feministische Kunst aus Indien im Kunstmuseum Wolfsburg

Die in der Ausstellung »Facing India« gezeigte Kunst ist ohne Zweifel feministisch, politisch und engagiert. Aber unabhängig davon, wie man sie nennt, ist es eine Kunst, die äußerst suggestiv wirkt und lange im Gedächtnis bleibt. Der Einfallsreichtum, das Wissen und der Weitblick der Künstlerinnen, die Dynamik und Energie, mit der sie ihre perfekt ausgeführten Werke realisieren, die Vielzahl von Techniken, Materialien und überraschenden Lösungen kommen in allen Arbeiten, die im Erdgeschoss des Kunstmuseums Wolfsburg präsentiert werden, zum Ausdruck.

 Von Urszula Usakowska-Wolff

Die von mehr als 1,3 Milliarden Menschen bewohnte Republik Indien ist die bevölkerungsstärkste Demokratie der Welt. Dieses riesige Land, das den größten Teil des südasiatischen Subkontinents einnimmt, ist ein nationales, religiöses und sprachliches Konglomerat voller Kontraste. Es gibt dort extreme Armut und unvorstellbaren Reichtum, das Kastensystem ist vor allem in ländlichen Gebieten gang und gäbe. Trotz der in der Verfassung verbrieften Gleichberechtigung ist die Situation der Frauen tragisch: Sie werden erniedrigt, vergewaltigt, verbrannt oder auf andere grausame Art umgebracht. Blutige ethnische- und Grenzkonflikte dauern bis heute an, religiöser Fanatismus und Nationalismus breiten sich aus. In den Metropolen gibt es kaum Luft zum Atmen und selbst heilige Flüsse sind kontaminiert. Andererseits ist Indien eine der sich am dynamischsten entwickelnden Volkswirtschaften der Welt, die indische IT-Industrie wird seit vielen Jahren international als konkurrenzlos angesehen, während ein Drittel der indischen Bevölkerung Analphabeten sind. Die Nutznießer der Globalisierung, die soziale Ungleichheiten festigt und vertieft, ist die Mittel- und Oberschicht.

  • Reena Saini Kallat. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
    Reena Saini Kallat. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Sechs Frauen im vergleichbaren Alter

Weniger bekannt ist, dass in diesem großen Land auch Kunst gedeiht, nicht nur die Koch- oder die Filmkunst aus Bollywood und Tollywood, sondern auch die zeitgenössische Kunst, in der vor allem Frauen den Ton angeben. Während die japanische und chinesische Kunst schon seit längerer Zeit international ausgestellt und gesammelt wird, hat die indische erst jetzt begonnen, sich im Westen zu etablieren. Das liegt vor allem an der Unsichtbarkeit dieser Kunst, denn in Indien gibt es kaum Ausstellungsorte und Ausstellungsmöglichkeiten. Um sich also eine Meinung über die indische Kunst zu bilden, muss man nicht nach Mumbai, Delhi oder Bengaluru fahren, sondern in die etwas kleinere Stadt Wolfsburg in Niedersachsen. Dort befindet sich bekanntlich der Hauptsitz des VW-Konzerns, der Autos auch in Indien produziert. Aber das ist mitnichten der einzige Grund, warum die erste so umfangreiche Schau der indischen Kunst gerade im Kunstmuseum Wolfsburg stattfindet. Als sein Direktor vor zwei Jahren Ralf Beil wurde, versprach er, das Museumsprogramm globaler zu gestalten und vor allem den Künstlerinnen und ihrer Sicht auf die Dinge dieser Welt mehr Platz als bisher einzuräumen. Er hielt sein Wort, was die Ausstellung »Facing India« vorführt, in der sechs indische Künstlerinnen das Gesicht, konkreter: die vielen Gesichter ihres Landes zur Schau stellen. Bharti Kher (* 1969), Mithu Sen (* 1971), Reena Saini Kallat (* 1973), Vibha Galhotra (* 1978), Tejal Shah (* 1979) und Prajakta Potnis (* 1980), von der Kuratorin Uta Ruhkamp während ihrer drei Indienaufenthalte ausgewählt, gehören größtenteils der Generation der 30- und 40jährigen an. Obwohl sie aufgrund ihrer Herkunft zur privilegierten Klasse zählen, behandeln sie in ihren Werken mehr oder weniger radikal soziale, politische, ökologische und moralische Probleme, die an der Schnittstelle zwischen Modernisierung und Tradition auftauchen: Das ist in der Tat eine recht explosive Mischung, nicht nur in Indien.

Blick in die Ausstellung "Facing India" mit Arbeiten von Vibha Galhotra. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Blick in die Ausstellung „Facing India“ mit Arbeiten von Vibha Galhotra. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Digitalisierung, Degradierung, Globalisierung

Die in der Ausstellung »Facing India« gezeigte Kunst ist ohne Zweifel feministisch, politisch und engagiert. Aber unabhängig davon, wie man sie nennt, ist es eine Kunst, die äußerst suggestiv wirkt und lange im Gedächtnis bleibt. Der Einfallsreichtum, das Wissen und der Weitblick der Künstlerinnen, die Dynamik und Energie, mit der sie ihre perfekt ausgeführten Werke realisieren, die Vielzahl von Techniken, Materialien und überraschenden Lösungen kommen in allen Arbeiten, die im Erdgeschoss des Kunstmuseums Wolfsburgs präsentiert werden, zum Ausdruck. Man kann unmittelbar spüren, dass die Kunst für sie eine Mission, eine Botschaft oder eine Art ist, die verschwiegenen, sorgfältig vor den Augen versteckten, unsichtbaren und nicht ausgesprochenen, also nicht existenten Probleme ans Tageslicht zu bringen. Und, was besonders wichtig erscheint, haben die von den Künstlerinnen in ihren Arbeiten aufgegriffenen und dargestellten Themen einen universellen Charakter, denn es gibt sie schon oder wird es bald auch in unserer Weltgegend geben. »Doch machen wir uns nichts vor: So drastisch all dies von Europa aus auf den ersten Blick wirkt, es sind in jedem einzelnen Punkt auch unsere Probleme und Gegenwartsfragen, die hier – zum Teil sogar für uns – verhandelt werden«, schreibt Ralf Beil, Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg, im exzellenten Ausstellungskatalog. »Indien ist eines der Labore für das Gelingen oder Scheitern unserer globalen Zukunft. Ob Geschlechter-, Umwelt-, Digitalisierungs- oder Nationalitätsfragen, alles ist auf das Extremste verdichtet.« Es ist nicht einfach zu verstehen, was in Indien wirklich geschieht, denn, nach Meinung der Schriftstellerin Arundhati Roy, »dreht sich ganz Indien um Grenzen. Im Westen hält man Indien fälschlicherweise für eine anarchische, chaotische Gesellschaft. Dabei ist Indien ein Meister im Grenzziehen. Jenseits des chaotischen Verkehrs ist die Gesellschaft durch ein eisernes Gatter aus Kasten, Regionen, Religionen getrennt.« Die aus der Tradition resultierenden Spaltungen sowie die von der Tradition und Gesellschaft sanktionierte Gewalt sind eines der Themen der Gruppenschau »Facing India« im Kunstmuseum Wolfsburg.

Reena Saini Kallat, Woven Chronicle. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Reena Saini Kallat, Woven Chronicle. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Faktische geografische und metaphorische Grenzen

Das Erste, was direkt am Eingang der Ausstellung ins Auge fällt, ist eine riesige Weltkarte, die aussieht, als sei sie aus farbiger Wolle gehäkelt worden. Beim näheren Hinschauen merkt man jedoch, dass diese riesige kartographische Installation namens »Woven Chronicle«, die die gesamte grau gestrichene Wand einnimmt, aus Elektrokabeln gefertigt wurde. Aus acht Lautsprechern, die auf sechs Kontinenten platziert sind, ertönt eine Kakophonie von Geräuschen, ein Mix aus knisternden Hochspannungsleitungen, blubberndem Wasser, dem Besetztzeichen eines Telefons, heulenden Fabrik- und Schiffssirenen, den Geräuschen der Flügel und Stimmen der Zugvögel. »Die gewebte Chronik« ist, wie ihre Autorin Reena Saini Kallat erklärt, eine Kartographie historischer und gegenwärtiger Migrationsbewegungen. Obwohl sich heute dank der Mobilität der Menschen und des schnellen Informationsflusses verschiedene Kulturen viel schneller vermischen als je zuvor, wurden die Grenzen paradoxerweise nie so streng kontrolliert und überwacht wie jetzt. »Elektrokabel sind für mich eine ambivalente Metapher: einerseits verbinden sie, andererseits bilden sie lineare Formationen in Gestalt von Netzen und anderen Zäunen, sodass sie teilen. Der Glaube daran, dass dank der globalen, das heißt grenzenlosen Kommunikation die faktischen geographischen, ethnischen und sozialen Grenzen aufhören zu existieren, hat sich als illusorisch erwiesen. Im Gegenteil: Dank fortschrittlicher Technologien können regressive Inhalte umgehend verbreitet werden: Stereotypen, zweifelhafte Ideologien, Nationalismen«.

Reena Saini Kallat, Hyphenated Lives (Installationsfragment). Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Reena Saini Kallat, Hyphenated Lives (Installationsfragment). Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Die provokanten Mutanten

Reena Saini Kallat ist eine vielseitige Künstlerin: Sie schafft Wand- und Klanginstallationen, ist Malerin, Bildhauerin und Fotografin. Man sieht und hört, dass die Kunst der Erinnerung ihre Leidenschaft ist. In der Fotoserie »Crease / Crevice / Contour« möchte sie das Leid der Frauen vor dem Vergessen bewahren, die nicht nur während der Kriege zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir die erste Kriegsbeute waren. Sexuelle Gewalt, Komponente eines jedes Krieges, hat blutige Male auf der Haut der Frauen hinterlassen. Auch wenn sie unsichtbar sind, erinnert sich der Körper daran. Kallat ist auch Autorin der Installation »Hyphenated Lives«, die wie der Saal eines Naturkundemuseums anmutet, mit Bildern der Fauna und Flora an den Wänden und Fossilien in den Vitrinen. Wenn man sie genauer betrachtet, handelt es sich um Porträts von Mutanten, die die geteilten, aber historisch miteinander verbundenen Länder symbolisieren, welche um die Kontrolle über natürliche Ressourcen kämpfen, hauptsächlich über das Wasser. Sie tragen doppelte Namen, zum Beispiel Sun-Poe, eine Kreuzung zwischen dem palästinensischen Sonnenvogel (Sunbird) und dem Wiedehopf (Hoopoe), dem Nationalvogel Israels. Auf diese farbigen Gouachen, die mit handschriftlichen Kommentaren der Künstlerin versehen sind, klebt sie Stacheldraht. Geopolitik teilt Länder, obwohl es schwer ist, die Natur in streng nationale Teile zu zerlegen. »Diese Bindestrich-Porträts können als poetische Provokationen einer Spezies, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat – oder als ein Vorschlag für die Zukunft verstanden werden«, sagt Reena Saii Kallat.

Mithu Sen, Phantom Pain 2. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Mithu Sen, Phantom Pain 2. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Äquilibristik der (Un)linguistik

Auch Mitu Sen liebt Provokationen. Die begnadete Sprachkünstlerin, Bildhauerin und Malerin begann ihre künstlerische Laufbahn als bengalische Dichterin. Nachdem sie 1997 nach Delhi gezogen war, musste sie Hindi und Englisch lernen, was ihr zunächst recht schwer fiel. Die meisten ihrer Werke tragen Titel, in denen die Vorsilbe »un« steht. Sie ist eines der Hauptelemente ihrer Un- oder Nichtsprache. Es ist offensichtlich, dass es mit eigenen Zähnen oder mit dem Zahnersatz leicht fällt, sich in jeder Sprache oder Nichtsprache zu artikulieren. Wie alle Arbeiten von Mitu Sen ist auch die Installation »Border Unseen« Ausdruck eines absurden Sinns für Humor. Im Deutschen klingt »Unseen« phonetisch ein wenig wie Unsinn. Künstliches Zahnfleisch, in dem künstliche Zähne stecken, sieht natürlich wie eine Grenze aus, die im geschlossenen Mund unsichtbar ist, aber man kann sie nicht übersehen, wenn sie an einer Wand als Zahnrad hängt. Mitu Sen nennt ihre Zeichnungen und Skulpturen Performances, denn das Publikum soll sich daran aktiv beteiligen. Eine großartige Idee ist zum Beispiel die Serie der 40 Grafiken und Zeichnungen unter dem Titel »The Same River Twice« (Derselbe Fluss zweimal), die in einem geschlossenen Raum betrachtet werden kann. Es ist eine Kunst der Camouflage, die sich vielleicht vor dem Auge des Zensors tarnt, denn nur, wenn man mit einer Taschenlampe weiße Papierblätter beleuchtet, sieht man ihren zweiten Boden: erotische, leicht pornografische Spiele nicht heterosexueller Paare. Die benachbarte Installation »Mou (Museum of Real Estate) beherbergt eine Sammlung von Kitschartikeln, Souvenirs und anderen Nippes in einer runden Vitrine, die einer leicht zu transportierenden Wunderkammer gleicht.

Mithu Sen, Mou (Museum of Real Estate). Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Mithu Sen, Mou (Museum of Real Estate). Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Symphonie der Zeit oder Kakofonie

»Wir leben in einer sich schnell verändernden Welt und betrachten uns als anpassungsfähig«, sagt Vibha Galhotra. »Gleichzeitig berücksichtigen wir kaum das Ausmaß der Umweltverschmutzung und akzeptieren sie passiv als die neue Realität.« In multimedialen Rauminstallationen, in Filmen und Fotografien stützt sich die Künstlerin auf die platonische Theorie der fünf Elemente und zeigt, was mit dem Wasser des heiligen Flusses Yamuna, mit Luft, Erde, Äther und Feuer geschieht. Nach dem Eintauchen eines weißen Tuchs in Yamuna wird es sofort schwarz. Neu-Delhi ist die am meisten verschmutzte Stadt der Welt, die, wie Vibha sagt, einer Gaskammer gleicht, sodass die Menschen ständig Masken tragen müssen, in denen sie aussehen, als ob ihnen, wie in Nostradamus‘ Prophezeiung, anstelle der Nasen Schweinerüssel wachsen würden. In den Städten ist jedes Stückchen Boden zugebaut, und sogar in den Vierteln, die von getarnten Sicherheitsmännern bewacht werden (Installation »Neo Camouflage«), liegen die Häuser extrem dicht beieinander: Das ist eine bunte Betonwüste, ohne einen Grashalm. Eine große Weltkarte unter dem Titel »Time Symphony Or Cacophony« wird immer dunkler, schreckliche Geräusche dringen aus ihr nach Außen: Die klassische Symphonie der Zeit verschwindet, ersetzt durch eine Kakophonie der Zerstörung.

Vibha Galhotra, Neo-Camouflage (Installationsfragment). Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Vibha Galhotra, Neo-Camouflage (Installationsfragment). Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Gedemütigte, schweigende und gequälte Frauen

Wenig optimistisch sind auch die Arbeiten von Bharti Kher, der einzigen Teilnehmerin der Wolfsburger Ausstellung, die nicht in Indien, sondern in Ostlondon geboren wurde, und seit 1992 dauerhaft in der Hauptstadt Indiens lebt. Die Künstlerin, deren Werk um die Situation der indischen Frauen kreist, ist eine Perfektionistin und Ästhetin, die die sogar in den überraschendsten Materialien verborgene Energie und Schönheit an die Oberfläche zaubert. Neben Skulpturen aus Bronze, Kleiderstoff, Reis und Reliefs aus Bindis zeigt sie in Wolfsburg auch eine Säule aus roten Armreifen, den Bangles, unter dem Titel »Bloodline« (Stammbaum): Frauen sind zwar die Stützen und die treibende Kraft der indischen Gesellschaft, leben aber oft in einem »Deaf Room« (Tauben Zimmer), das von einer Mauer des Schweigens umgeben ist. Diese beindruckende Plastik besteht aus zehn Tonnen Glasziegeln, die Bharti Kher aus geschmolzenen Armreifen und Ton errichtete. Das Schicksal der Frauen, die im ältesten Beruf der Welt arbeiten, ist auch nicht einfach, wie die Gipsskulptur der sechs Sitzenden unter dem Titel »Six Women«, also sechs Sexarbeiterinnen aus Kolkata, zeigt. Bharti Khers Werke sind Monumente für die extrem müden, gequälten und tagtäglich gedemütigten Frauen in Indien.

Bharti Kher, Six Women. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Bharti Kher, Six Women. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Dem dritten Geschlecht geht es häufig sehr schlecht

Tejal Shah ist auch vielseitig begabt, sie macht fantastische Zeichentrickfilme, sie zeichnet und fotografiert meisterhaft, wovon die Fotoserie » Women like us« zeugt. Sie stellt »Frauen wie wir« dar, also solche, die nicht einverstanden sind, die ihnen zugeschriebenen Geschlechterrollen zu spielen, weil sie sich wie Männer fühlen. Die Genderfrage ist das, was diese Künstlerin, die lange Zeit in Indien nicht ausstellen durfte, am meisten interessiert. Sie befasst sich nämlich mit Themen, die verschwiegen werden sollen wie die Gewalt gegen Hijras, die offiziell als Göttinnen des dritten Geschlecht verehrt werden, aber in Wirklichkeit den Massenvergewaltigen zum Opfer fallen, verletzt, bepisst und umgebracht: zu sehen in der erschütternden Foto- und Videoinstallation » Untitled (On Violence)«.

Prajakta Potnis, Capsule. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Prajakta Potnis, Capsule. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

In der Ausstellung »Facing India« gibt es auch weniger drastische, witzige und ironische Arbeiten. Ihre jüngste Teilnehmerin, die 28jährige Prajakta Potnis, arrangiert und fotografiert seltsame Landschaften und Stillleben in spezifischen Interieurs. Die Digitaldruckserie »Capsule« wartet mit Rollteppen auf, die auf einer Plastikserviette im Kühlschrank stehen. Eines der »Still Lifes« zeigt Blumenkohls in Gefrierfächern, die wie Atompilze aussehen. Kann die Natura (morta) eines Blumenkohls explosiv sein oder nicht explosiv sein, das ist hier die Frage.

Text & Fotos © Urszula Usakowska-Wolff


FACING INDIA
Kunstmuseum Wolfsburg
29.04-7. 10 2018
Katalog, 38 Euro

Bahrti Kher, Sing to Them that Will Listen, Reiskörner Metallschale und Marmorsockel. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Bahrti Kher, Sing to Them that Will Listen, Reiskörner Metallschale und Marmorsockel. Foto © Urszula Usakowska-Wolff